Als mein Körper mich stoppte – und wie ich wieder zu mir fand
Manchmal kommt das Leben auf Umwegen zu uns.
Für mich bedeutete das: eine Virusinfektion, die meinen Körper vollständig ausbremste und mein Leben auf den Kopf stellte.
Diese Zeit war geprägt von Erschöpfung, Unsicherheit und Angst – und gleichzeitig der Beginn einer Reise, auf der ich Stück für Stück Vertrauen, Kraft und Freude zurückgewann.
Der plötzliche Stillstand
Ich weiß noch genau, wie es sich anfühlte, als mein Körper plötzlich nicht mehr mitmachte.
Nach mehreren Infekten, von denen ich mich nie richtig erholte, sank mein Energielevel immer weiter – bis irgendwann gar nichts mehr ging.
Selbst kleine Dinge wie Duschen, Aufstehen oder ein Gespräch führen wurden unüberwindbare Hürden.
Mein Leben, das vorher so selbstverständlich funktionierte, war plötzlich zum Stillstand gekommen.
Wo vorher Bewegung, Ziele und Leichtigkeit waren, blieb nur noch Erschöpfung – eine Erschöpfung, die so tief ging, dass selbst Ruhe keine Erholung mehr brachte.
Ich lernte, dass „Erschöpfung“ viel zu harmlos klingt. Es war, als würde mein Körper unter Strom stehen und gleichzeitig jede Energie verlieren.
Die Suche nach Antworten
Ich suchte nach Erklärungen – und nach Hoffnung.
Doch je länger die Symptome blieben, desto größer wurde die Verzweiflung.
Ich fühlte mich verloren in einem Körper, der mir nicht mehr gehörte, und in einer Welt, die kaum verstehen konnte, was mit mir los war.
Erst viel später erkannte ich: Diese Krankheit war nicht einfach „plötzlich“ gekommen.
Sie war das Ergebnis vieler Jahre, in denen ich über meine Grenzen ging, mich anpasste, stark sein wollte – und zu wenig auf meine inneren Signale hörte.
Mein Körper übernahm, was ich selbst nicht mehr spüren konnte – und zwang mich so, hinzusehen.
Der Wendepunkt
Die Monate danach waren geprägt von Angst, Schmerzen und Hilflosigkeit.
Ich konnte kaum schlafen, hatte Herzrasen, Atemnot, Zittern, blaue Marmorierungen am ganzen Körper, brennende Hände, Tinnitus, Muskelsteife, Schmerzen und Panikattacken.
Nach zahlreichen Untersuchungen erhielt ich schließlich die Diagnose Post-Covid bzw. ME/CFS – mit dem Rat abzuwarten.
Doch mein Gefühl sagte mir: Das hier geht tiefer.
Zum ersten Mal in meinem Leben wusste ich nicht mehr weiter.
Ich, die Gesundheitswissenschaften studiert hatte und andere auf ihrem Weg zur Gesundheit unterstützt hatte, fand keine Antwort.
Aber inmitten dieser Hilflosigkeit wuchs eine neue Entschlossenheit:
Wenn mir niemand helfen konnte, würde ich selbst herausfinden, was mein Körper brauchte.
Schritt für Schritt zurück ins Leben
Ich begann zu lesen, zu forschen, zu beobachten.
Studien, Erfahrungsberichte und Bücher über ME/CFS, Long Covid, Psychoneuroimmunologie, das Nerven- und Immunsystem, Autoimmunerkrankungen und die Verbindung zwischen Körper und Psyche wurden zu meiner täglichen Lektüre.
Immer dann, wenn meine Kraft es zuließ, probierte ich aus, was sich gut anfühlte – und ließ weg, was mich schwächte.
Nach einiger Zeit begann ich zusätzlich eine therapeutische Begleitung.
Zunächst, um in dieser schwierigen Phase Unterstützung zu haben – doch bald zeigte sich, dass sie viel tiefer wirkte.
Ich lernte, mein Nervensystem zu verstehen, innere Muster zu erkennen und loszulassen, was mich in Anspannung hielt.
Viele dieser Prozesse hatten direkte, spürbare Auswirkungen auf meine körperlichen Symptome.
Kurz darauf begegnete ich einer Person, die ME/CFS nach 13 Jahren selbst überwunden hatte und andere interviewte, die ebenfalls wieder gesund geworden waren.
Was für ein Segen, sie gefunden zu haben.
Ihre Erfahrungen gaben mir neue Perspektiven und halfen mir, meinen eigenen Weg gezielter und sicherer zu gestalten.
Diese Kombination aus wissenschaftlicher Neugier, praktischer Erfahrung und innerer Arbeit wurde zu meinem Fundament.
Ich lernte, meinem Körper zuzuhören, ihn zu regulieren und ihm Sicherheit zu geben.
Ich verstand, dass meine Symptome Ausdruck eines überreizten Nervensystems waren – und dass Genesung nicht bedeutet, etwas zu erzwingen, sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen der Körper sich selbst regulieren kann.
Mit der Zeit lernte ich auch, sogenannte „Rückschläge“ anders zu betrachten.
Ich erkannte, dass sie keine Zeichen des Scheiterns waren, sondern natürliche Anpassungsprozesse – Phasen, in denen der Körper sich neu organisierte, um stabiler zu werden.
Ein neuer Rhythmus
Über knapp drei Jahre veränderte sich mein Zustand Schritt für Schritt.
Mal kaum spürbar, mal in kleinen Wellen.
Die Symptome wurden schwächer, die Abstände zwischen den Erschöpfungsphasen größer.
Es war ein Prozess, in dem sich Körper und Nervensystem langsam wieder aufeinander einstellten.
Heute bin ich frei von den Symptomen, die mich einst völlig lahmgelegt haben.
Ich arbeite wieder, treibe Sport, treffe Freunde und genieße das Leben – mit einem Bewusstsein, das ich früher nie hatte.
Ich habe gelernt, wie sehr Genesung mit innerer Verbindung, Selbstmitgefühl und Sicherheit zu tun hat – und wie anpassungsfähig der Körper ist, wenn er die richtigen Bedingungen bekommt.
Ich bin zutiefst dankbar und demütig für alles Wiedergewonnene – und habe eine tiefe innere Gelassenheit und Sicherheit gefunden, die ich so zuvor nie kannte.
Meine Arbeit heute
Diese Erfahrung hat mein Leben tief verändert – und sie ist der Grund, warum ich heute andere begleite.
Ich weiß, wie komplex und überwältigend ME/CFS, Long Covid oder stressbedingte Erkrankungen sein können.
Wie sich der eigene Körper plötzlich fremd anfühlt und wie hilflos man sich fühlt, wenn jede kleinste Anstrengung zu einem Rückschlag führt.
Durch meine eigene Geschichte, mein Studium der Gesundheitswissenschaften und meine Weiterbildung als systemischer Health Business Coach verbinde ich heute wissenschaftlich fundiertes Wissen mit gelebter Erfahrung.
In meiner Arbeit geht es nicht darum, Symptome „wegzumachen“.
Es geht darum, zu verstehen, was sie uns zeigen – und Wege zu finden, Körper, Nervensystem und Psyche wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Ich arbeite körperorientiert, forschungsbasiert und individuell angepasst an jede Situation.
Methoden wie Nervensystemregulation, Brain Retraining, achtsame Arbeit mit inneren Anteilen und antientzündliche Ernährung fließen dabei ein.
Veränderung ist möglich
Ich glaube nicht an schnelle Lösungen.
Aber ich glaube an Veränderung – Schritt für Schritt, im eigenen Tempo, auf eine Weise, die den Körper einbezieht und Sicherheit schafft.
Denn wenn das Nervensystem sich sicher fühlt, kann Regeneration und Heilung überhaupt erst beginnen.
Selbst in den dunkelsten Momenten bleibt etwas in uns, das heil und lebendig ist.
Und genau dort beginnt Veränderung – still, sanft, aber beständig.
Wenn du dich erschöpft, überfordert oder verloren fühlst, dann weiß ich, wie das ist.
Und ich weiß auch: Es gibt Wege, die langsam, aber sicher zurückführen – zu mehr Ruhe, Stabilität, Kraft und Vertrauen ins Leben.
